12/24 — Ausstellung future raw – Digital Strategies for Material Storytelling
Im Zeitalter der Energie- und Ressourcenwende stellt sich die Frage: Wie roh können Rohstoffe künftig noch sein? Und wie verändert der Einsatz von Sekundärrohstoffen die materielle Kultur, aber auch Gestaltungs- und Produktionsprozesse?
In der Ausstellung future raw bekommen Nebenprodukte, Reststoffe und Abfälle eine Bühne und können dort im Grenzbereich zwischen Physischem und Digitalem im Hinblick auf Ihre visuellen, haptisch-taktilen und funktionalen Qualitäten erkundet werden. Sonst unsichtbare Prozesse werden sichtbar. Materialproben, Artefakte und prototypische Werkzeuge zeigen Wege auf, wie ein zukunftsfähiger Umgang mit Reststoffen aussehen kann. Die Ausstellung fand vom 5. bis 19. Dezember im Kunstraum IDEAL in Leipzig statt.












Fotos © Jakob Trepel, Marco Mehringer
Um den Bedarf an Primärrohstoffen zu reduzieren, müssen bisher ungenutzte Stoffe effizient verwendet werden. Eine effektive Abfallverwertung bietet nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern insbesondere ökologische und soziale. Die regionale Nutzung von Ressourcen trägt dazu bei, Lieferketten kurz zu halten, Abhängigkeiten zu reduzieren und regionale Stoffkreisläufe zu schließen.
Doch die notwendige Ressourcenwende bedeutet neben einer Umstellung in der Industriekultur auch einen kulturellen Wandel in der Gesellschaft: Welche Materialien formen künftig unseren Alltag? Von welchen (materiellen) Ästhetiken müssen wir uns verabschieden? An welche haptischen und visuellen Eindrücke gewöhnen?
Während die Nachfrage nach „nachhaltigen“ Produkten zunimmt, sind wir doch nicht frei von Vorbehalten. Das stereotype Bild dieser ist von dumpfen Farben, rauer Oberflächen, teils minderer Qualität und allem voran wenig Vielfalt geprägt. Allzu oft bleiben vielversprechende Materialien auf der Strecke, weil funktionale Qualitäten und visuelle Eigenschaften unentdeckt bleiben.
Das Projekt future raw begegnet den unbekannten Materialzukünften. Ausgangspunkt sind die lokalen Begebenheiten des Produktionsstandortes Sachsen. Ob in Handwerk, Landwirtschaft oder Industrie – wo gehobelt wird, fallen sprichwörtlich Späne. Eben diese Nebenprodukte, Reststoffe oder Abfälle werden zum Untersuchungsgegenstand der gestalterischen Forschung. Um die Wertigkeit dieser Ressourcen wiederzuentdecken und zu vermitteln, bedarf es neben fundiertem Wissen, neue und zeitgemäße Bilder sowie Erfahrungen mit diesen Materialien. Denn regionale Reststoffe sind die Rohstoffe von morgen. In einer ästhetischen Untersuchung nähern sich die Gestalter*innen den ausgewählten Materialien weniger sachlich, als vielmehr emotional, intuitiv. Durch einen experimentellen Umgang mit Videos, Animationen und Renderings bekommen Recyclate eine Bühne.
Im Grenzbereich zwischen dem Physischen und dem Digitalen entsteht eine digitale Sinnlichkeit. Erzählerische Elemente ermöglichen das „Lesen“ von sonst unsichtbaren Prozessen und Lieferketten.

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